Derivate

Derivate sind Anlageprodukte, die spätestens seit der Finanzkrise im Jahr 2007 auch der breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Dabei zählen ganz unterschiedliche Finanzinstrumente zur Gruppe der Derivate, wobei das Verlustrisiko und Gewinnpotenzial von Produkt zu Produkt variiert. Doch welche Arten von Derivaten gibt es überhaupt, wie funktionieren diese und was gilt es bei der Investition in Derivate zu beachten?

Was sind Derivate?

Ein Derivat ist ein Finanzprodukt, dessen Preis sich von einem sogenannten Basisprodukt ableitet. Klassische Basisprodukte sind beispielsweise Wertpapiere, Aktien oder Anleihen. Es gibt jedoch auch Derivate, die von Rohstoffpreisen, Devisen und Zinsentwicklungen abgeleitet werden. Der Preis eines Derivats orientiert sich immer am zugrunde liegenden Basispreis, wobei das Derivat überproportional von der Entwicklung des Basisprodukts profitieren kann.

Derivate – Charakteristika

Je nach Typ können Derivate eine sehr sichere oder auch eine höchst spekulative Anlageform darstellen. Futures und auch bestimmte Optionen gelten beispielsweise als hochgradig standardisierte Finanzprodukte, die daher auch an speziellen Derivatebörsen wie der Eurex oder CBOT gehandelt werden. Andere Arten von Derivaten, wie beispielsweise CFDs sind wiederum überaus unstrukturiert und für den Laien oftmals nur sehr schwer zu verstehen. Das Gewinn- und Verlustrisiko hängt immer mit der Ausgestaltung des Vertrags zusammen, wobei Derivate für Kleinanleger den Vorteil bieten, dass sie mit diesen Finanzprodukten in Assetklassen investieren können, die für private Investoren sonst oftmals nur schwer zugänglich sind.

Verbriefte Derivate

Unter verbrieften Derivaten werden Wertpapiere verstanden, die durch eine emittierende Bank herausgegeben werden. Verbriefte Derivate können einerseits an Wertpapierbörsen gehandelt werden, andererseits aber auch an entsprechenden außerbörslichen Handelsplätzen. Im Gegensatz zu unverbrieften Derivaten sind verbriefte Derivate immer strukturierte Produkte, die dank ihrer Verbriefung leichter übertragbar sind. Einige bekannte Vertreter von verbrieften Derivaten sind beispielsweise Optionen oder auch Zertifikate.

Zertifikate

Zertifikate sind relativ neue Finanzprodukte, die in Deutschland erstmals Anfang der 1990er Jahre am Markt verfügbar waren. In ihrem Kern sind Zertifikate nichts anderes als Schuldverschreibungen, wobei im Gegensatz zu anderen Derivaten keine feste Verzinsung gewährleistet wird. Vielmehr profitieren Zertifikate von den Ertrags- und Verlustchancen ihres Basisprodukts.

Zertifikate – Definition

Zertifikate gelten als riskante Anlageprodukte, da es für den Investor auch zu einem Totalverlust kommen kann. Schlittert der Emittent des Zertifikats in eine Insolvenz, so ist das investierte Kapital für den Anleger meist zur Gänze verloren. Die detaillierte Ausgestaltung des Vertrags obliegt bei Zertifikaten zudem immer dem Emittenten. Dieser ist hierbei nur an wenige Regeln gebunden und kann beispielsweise auch Klauseln in den Vertrag aufnehmen, die dem Investor eine Bonuszahlung einräumen, wenn der Aktienkurs des Basisprodukts einen bestimmten Wert über- oder unterschritten hat.

Zertifikate – Charakteristika

Zertifikate werden OTC (over the counter), aber auch an Börsen wie beispielsweise der Euwax oder der Züricher Börse gehandelt. Der Vorteil von Zertifikaten besteht darin, dass sie von Banken emittiert werden, wodurch diese Finanzinstrumente hochgradig strukturiert sind. Aus diesem Grund sind Zertifikate auch für Kleinanleger eine interessante Option, da diese so schon mit geringem finanziellen Einsatz auf die Entwicklung von Basiswerten spekulieren können, zu welchen sie sonst keinen Zugang hätten.

Zertifikatstypen

Derzeit gibt es weit mehr als eine Million unterschiedlicher Zertifikate am Markt. Das Risiko des jeweiligen Zertifikats wird dabei nicht nur durch das Basisprodukt, sondern auch von der emittierenden Bank beeinflusst. Zu den bekanntesten Zertifikaten zählen:

  • Indexzertifikate
  • Trackerzertifikate
  • Bonuszertifikate
  • Exchange Traded Commodities (ETCs)
  • Knock-Out-Zertifikate
  • Indexzertifikate

Indexzertifikate, die beispielsweise einen Wertpapier- oder Rohstoffindex abbilden, sind für Kleininvestoren in diesem Zusammenhang besonders interessant. Durch die Diversifikation des darunterliegenden Basisprodukts können so unterschiedliche Anlagestrategien einfach realisiert werden, wobei die Kosten von Indexzertifikaten deutlich unter jenen von Indexfonds liegen.

Derivate Definition

Optionen

Mit dem Kauf einer Option erwirbt ein Investor das Recht, eine bestimmte Menge eines Basiswerts zu einem vorab festgelegten Zeitpunkt und zu einem fixen Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Wichtig bei Optionen ist die Tatsache, dass der Anleger sich lediglich das Recht erwirbt, nicht jedoch die Pflicht hat, von seinem Recht Gebrauch zu machen. Es steht dem Investor somit frei, die Option zur Fälligkeit einzulösen oder diese verfallen zu lassen.

Optionen – Definition

Da sich der Ausführungszeitpunkt von Optionsgeschäften immer in der Zukunft befindet, spricht man bei Optionsgeschäften auch oftmals von Termingeschäften. Beim Kauf einer Option gehen zwei Parteien einen Vertrag ein. Der Optionsverkäufer garantiert dabei dem Käufer, dass dieser die Option ausführen kann. Im Gegenzug bekommt der Optionsverkäufer eine sogenannte Optionsprämie, die auch dann fällig wird, wenn die Option nicht ausgeführt wird.

Binäre Optionen – Definition

Binäre Optionen sind eine Sonderform von Optionen, wobei diese Anlageform als hochspekulativ angesehen werden kann. Investierten noch vor wenigen Jahren nur professionelle Anleger in binäre Optionen, so kaufen und verkaufen heutzutage auch immer mehr Kleinanleger, besonders für Trainingszwecke, binäre Optionen. Binär bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Investor lediglich eine Entscheidung darüber treffen muss, ob der Basiswert der gewählten binären Option in Zukunft steigen oder fallen wird. Entscheidet sich der Investor richtig, so sind Gewinne von bis zu 500 % möglich. Trifft der Anleger jedoch die falsche Entscheidung, so kann es auch zu einem Totalverlust kommen.

Futures

Im Gegensatz zu Optionen wird bei einem Future der Kontrakt immer ausgeführt. Ein Verkäufer verpflichtet sich somit, das Basisprodukt zu einem vorab vereinbarten Preis und Termin an den Käufer zu liefern. Im Gegenzug dazu ist der Käufer dazu verpflichtet, dem Verkäufer das Basisprodukt zum vereinbarten Preis abzunehmen.

Futures – Definition

Futures werden besonders häufig zur Absicherung von Marktschwankungen eingesetzt. Verkäufer und Käufer einigen sich so frühzeitig, bestimmte Basisprodukte zu einem bestimmten Preis zu verkaufen und zu liefern, wodurch es zu einem Risikotransfer und einer besseren Planbarkeit für beide Parteien kommt. Im Gegensatz zu anderen Derivaten sind die Verträge von Futures immer standardisiert, wodurch diese auch einfach an der Börse gehandelt werden können.

Swaps

Swaps haben seit ihrer Einführung in den 1980er Jahren einen wahren Boom ausgelöst und haben auch heutzutage einen großen Einfluss auf die internationalen Finanzmärkte. Das Besondere an Swaps ist die Tatsache, dass sie immer OTC gehandelt werden und für den Laien oftmals nur schwer verständlich sind.

Swaps – Definition

Ein Swap ist eine außerbörsliche Vereinbarung zwischen zwei Parteien über den zukünftigen Austausch von Zahlungsströmen. In den Verträgen werden dabei sowohl die Zahlungstermine als auch die Berechnung des Cashflows vorab definiert. Swaps dienen somit als Spekulationsobjekt, können jedoch auch zur Absicherung von schwer abschätzbaren Risiken, wie beispielsweise Devisen- oder Zinsrisiken, eingesetzt werden. Professionelle Anleger benutzen Swaps daher oftmals, um ihr Finanzportfolio gegen Marktschwankungen abzusichern.

Swaps – Charakteristika

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Swaps, deren Zusammensetzung für ungeübte Anleger oftmals nur schwer durchschaubar ist. Zu den bekanntesten Swaps zählen Zins- und Devisenswaps. Es gibt zudem jedoch auch eine Reihe anderer Ausprägungen wie beispielsweise Credit Default Swaps oder Commodity Swaps. Das Hauptrisiko für den Investor ist dabei immer die Gefahr, dass die gegnerische Partei ihren Zahlungsverpflichtungen, aufgrund einer Insolvenz oder ungünstig gewählter Zahlungsintervalle, nicht nachkommt.

CFDs

Im Gegensatz zu Optionen oder Futures gibt es bei CFDs keine fixen Laufzeiten. Der Anleger kann somit immer selbst entscheiden, wann er kaufen oder verkaufen möchte. Da CFDs jedoch nicht an der Börse gehandelt werden, zählen sie zu den unregulierten Finanzprodukten, wobei aufgrund des großen Hebels nicht nur hohe Gewinne, sondern auch große Verluste möglich sind.

CFDs – Definition

CFDs sind Derivate, die in der Regel sehr einfach aufgebaut sind und zudem riskante Spekulationsgeschäfte ermöglichen. Die Abkürzung CFD steht für Contracts for Difference. Im deutschsprachigen Raum sind CFDs auch unter dem Namen Differenzkontrakte bekannt, wobei sie für beinahe jeden Basiswert, wie beispielsweise börsengehandelte Indexfonds, aber auch für Devisen, Rohstoffe und Wertpapiere, gekauft werden können.

CFDs – Charakteristika

CFDs sind für Kleinanleger besonders deshalb interessant, da die Mindesteinzahlung oftmals nur wenige Hundert Euro beträgt. Dank der großen Hebelwirkung können Investoren jedoch auch mit kleinen Investitionssummen große Gewinne einfahren, wobei die Erträge sogar die Gewinne des darunterliegenden Basisprodukts übersteigen können. Aufgrund der fehlenden Transparenz und des hohen Risikos eignen sich CFDs jedoch in erster Linie für professionelle Anleger und sollten von Privatpersonen nur behutsam eingesetzt werden.

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